Karolinger bis Pippin

Karolinger bis Pippin
Karolinger bis Pippin
 
Die frühesten uns bekannten Vertreter des später als Karolinger bezeichneten Geschlechts waren Arnulf von Metz (gest. 640) und Pippin der Ältere (gest. 640), die beide in ihrer Funktion als Bischof von Metz bzw. als Hausmeier wichtige Ämter im östlichen Reichsteil (Austrien) des Merowingischen Frankenreiches innehatten. Aus der Ehe ihrer Kinder Ansegisel und Begga ging Pippin der Mittlere hervor, der einen wichtigen Schritt zum Aufstieg der Karolinger vollzog: In der Schlacht von Tertry (687) schaltete er die konkurrierende Hausmeierfamilie des westlichen Teilreichs Neustrien aus und wurde damit zum ersten gesamtfränkischen Hausmeier. Schon zu seinen Lebzeiten teilte er das Frankenreich wie ein König unter seine Söhne auf, die jedoch bereits vor ihm verstarben.
 
Nach dem Tode Pippins des Mittleren (714) versuchte dessen Witwe Plektrudis vergeblich, Karl Martell (»der Hammer«), einen aus einer anderen Verbindung stammenden Sohn Pippins, von der Macht fern zu halten. Gleichwohl setzte sich Karl als Hausmeier des Gesamtreiches durch (717) und ging sogleich daran, die Herrschaft des Frankenreichs gegenüber den Stämmen nördlich und östlich des Rheins auszudehnen. In Gallien gelang es ihm 732, in der Schlacht zwischen Tours und Poitiers die in Aquitanien eingedrungenen Araber zum Rückzug zu zwingen.
 
Trotz päpstlicher Aufforderung lehnte es Karl Martell ab, militärisch in Italien gegen die Langobarden einzugreifen. Obwohl er rücksichtslos Konfiskationen von Kirchengut vornahm, unterstützte er die Mission des Bonifatius. Nach dem Tode des merowingischen Königs Theuderich IV. (737) konnte er darauf verzichten, einen Nachfolger zu erheben, da er längst die gesamte königliche Macht in seiner Hand vereinigte. Als er 741 starb, teilte er das Frankenreich unter seine Söhne; Pippin und Karlmann schlossen ihren Stiefbruder Grifo jedoch von der Herrschaft aus.
 
Um ihre Autorität gegenüber den nach Unabhängigkeit strebenden großen Herzogtümern zu stärken, entschlossen sich Pippin und Karlmann 743, mit Childerich III. wieder einen Merowingerkönig einzusetzen, der jedoch nicht mehr als eine Schattenherrschaft führte. In gemeinsamen Feldzügen gelang es ihnen, die Herzogtümer Bayern (743), Alemannien (744-46) und Aquitanien (745) wieder der fränkischen Herrschaft zu unterwerfen. Nachdem 747 Karlmann aus ungeklärten Gründen auf sein Hausmeieramt verzichtet und sich in ein Kloster zurückgezogen hatte, setzte Pippin gegen Karlmanns Söhne die Alleinherrschaft durch.
 
Den entscheidenden Schritt vollzog Pippin dann im Jahre 751, als er den letzten Merowingerkönig in ein Kloster verwies, sich selbst in Soissons zum König wählen und danach in einem kirchlichen Weiheakt nach alttestamentarischem Vorbild salben ließ. Möglich gemacht wurde dieser Bruch mit der altgermanischen Vorstellung vom sakralen Geblütsrecht der merowingischen Königssippe durch ein Gutachten, das Pippin zuvor von Papst Zacharias angefordert und in dem dieser ihm bestätigt hatte, dass »nicht derjenige König sein soll, der den Namen trägt, sondern der, der die Macht hat«.

Universal-Lexikon. 2012.

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